Die Wohnungssuche in Padova als Erasmus Student läuft etwas anders als man es sich anfangs denken möchte, daher war es einen längeren Artikel wert. Fazit & Tipps unten!


Private WG oder Studentenwohnheim?

Zunächst ergibt sich natürlich die Frage wohin man eigentlich will. Die Vor- und Nachteile von Studentenwohnheimen gegenüber privaten Wohngemeinschaften sind die üblichen wie auch in Wien und vermutlich dem Rest von Europa.

Jeder Erasmus Student muss sich beim SASSA Service der Universität registrieren und sich für einen Platz in einem Studentenwohnheim bewerben. Dabei kann man zwischen mehreren Unterbringungsmöglichkeiten wählen, da ich jedoch (nachdem ich doch hin und wieder Gäste erwarte welche bei mir übernachten wollen, und dies bei Stdenwohnheimen üblicherweise unerwünscht ist) eher zu einer privaten WG tendierte, betraf mich dies nur indirekt, dennoch hätte ich sowieso keinen Platz bekommen, wie sich später herausstellte.

Suche nach einer Studenten WG

(Irgend)Einen WG Platz zu finden ist relativ einfach (denkt man zumindest): es gibt unzählige Seiten (Liste siehe weiter unten) und vor allem Facebook Gruppen über welche die Angebote angepriesen werden. Ähnlich wie auf einem Bazar kann man sich ein sympathisches Angebot in der Altstadt aussuchen und üblicherweise für ein Einzelzimmer zwischen 200€ und 400€ oder für einen Platz in einem Doppelzimmer zwischen 180€ und 300€ bezahlen. Kaution und Vertrag gibt es je nach Vermieter, meistens sind es örtliche Privatvermieter welche eine Art WG führen und die Plätze einzeln teurer verkaufen oder Personen mit einer großen Wohnung welche Zimmer vermieten um sich die Wohnung zu finanzieren.

Einen WG Platz mit anderen Studenten zu finden, also in eine Studenten-Wohngemeinschaft in Padova zu kommen, ist generell relativ wahrscheinlich, jedoch weiß man über diese selten bescheid. Will man dies, so bedarf es hingegen schon sehr sehr viel mehr Einsatz und Koordination vor allem auf Facebook in der aktuellen Erasmus Gruppe, in der aktuellen ESN Gruppe sowie in der „Cerco, offro,…“ Gruppe.


Mein Weg zu einem WG Platz

Meine geplante Anreise war 10. September, begonnen zu suchen habe ich etwa am 15. August über die oben genannten Facebook Gruppen da ich nicht „irgendwo“ landen wollte.

Mein Ziel: geräumiges Einzelzimmer in einer netten, lebendigen Studenten WG, am besten noch mit anderen Erasmus Studenten, im Zentrum von Padova um etwa 300€/Monat.

  • imageZunächst schreibt man einmal ganz klassisch in die Erasmus Gruppen dass man ein Zimmer sucht, ganz klassisch melden sich nur andere Studenten und teilen einem mit dass auch sie ein Zimmer suchen, eigentlich logisch, schließlich und endlich sind in der Erasmus Gruppe nahezu nur Studenten und keine Vermieter oder Studenten welche dauerhaft vor Ort sind und einen Platz haben könnten.
  • Der nächste Schritt ist, sich die Unmengen an Angeboten in der „Cerco, Offro…“ Gruppe selektiert durchzusehen und die passendsten Angebote in etwa so anzuschreiben:

Ciao!

Sono uno studente austriaco che resta tutto l’anno accademico per fare erasmus a Padova. Cerco una stanza singola, è ancora libera quella?

Nachdem man nach gefühlten 50 Personen, welche man derartig angeschrieben hat, immer noch keine Antwort bekommen hat, beginnt man unter den kontaktierten Angeboten auch einen Kommentar zu hinterlassen, „Ti ho scritto“ schreiben 99%, später dann war ich schon etwas kreativer und nutzte Hashtags um hervorzustechen, auch wenn ich keinen Erfolg damit hatte.

Faktenlage: für einen einzigen WG Platz bemühen sich geschätzt 80 Studenten wirklich, 120 Studenten schreiben den Vermieter an. Wieso ein derartig knappes Angebot existiert durfte ich nun erfahren.

  • imageWenn so viele einen Platz suchen, warum nicht einfach eine neue WG gründen? Die Vermieter von ganzen Appartements schreiben üblicherweise eher zurück und ich erfuhr dass eine WG Gründung nicht so einfach ist wie ich mir das folgendermaßen vorgestellt habe:

Ganz klassisch, ich miete als Hauptmieter eine Wohnung, stehe im Vertrag, der Vermieter bekommt das Geld von mir alleine und dann ist es mein Ding ob, wieviele und zu welchem Preis ich Untermieter nehme. Wäre ja gar nicht so blöd gewesen, hätte ich mir so ja ein gutes Zimmer aussuchen können und am Ende natürlich einen günstigen Preis bezahlt, die Nachfrage an Plätzen ist sowieso hoch genug um die WG voll zu bekommen. Außerdem bin ich Hausherr und kann gelassen Freunde einladen und bei mir Übernachten lassen.

Leider gibt es in Italien bzw. jedenfalls in Padova als Studentenstadt einen speziellen Studentenvertrag, einen sogenannten „contratto studenti“. Dieser ermöglicht eine massive Steuerbegünstigtung für den Vermieter, so nachweislich nur Studenten in der Wohnung wohnen und diese namentlich mit Matrikelnummer registriert werden. Er geht über exakt 12 Monate und jeder Mitbewohner ist sozusagen Hauptmieter.

Leider machen so gut wie alle Vermieter nur diesen Studentenvertrag womit mein Plan von der WG als alleiniger Hauptmieter vorerst gescheitert scheint, zwecks Mietrecht informierte ich mich in Wien noch beim Mieterschutzring über derartige Vertragsangelegenheiten was auf die Tatsache hinausläuft dass ich ein Beiblatt mit den wechselnden Untermietern brauchen würde, die Frage ist nur ob sich die Vermieter auf diese Lösung einlassen.

Am 11. September reiste ich zunächst einmal zum nahegelegenen Campingplatz an, um am darauffolgenden Tag einige Wohnungen und Zimmer zu besichtigen.

Besichtigt habe ich neben einigen anderen eine Wohnung in einem schönen Bezirk (Prato della Valle) mit zwei Doppelzimmern und einem „All inclusive“ Vertrag über 12 Monate. Nach längerem überlegen habe ich mich letztendlich zu dieser Lösung entschlossen da auch die Vermieterin mit dem „Untermieterdasein“ einverstanden ist.

Am 16. September schließlich unterzeichnete ich die private Abmachung, sozusagen den Vertrag (der offizielle ist etwas komplizierter und muss erst erstellt werden, die Wohnung jedoch habe ich somit fix) womit für mich Teil 1 der Wohnungssuche gelöst war.

Das Wohnungstheme sozusagen erlöst lerne ich einen anderen Erasmus Studenten kennen, welcher in derselben Situation war und machte mit ihm eine Rundreise mir dem Auto durch Norditalien. Nachdem wir während dieser auch immer in gemeinsamen Zimmern übernachteten, stimmte ich zunächst zu mit ihm mein doppelzimmer zu teilen.

Die anderen Mitbewohner suchte ich ganz einfach über Facebook heraus, geworden sind es letztendlich zwei Mädls aus Portugal.


Fazit und Tipps zur Wohnungssuche

  • So wie oben beschrieben Anbieter von Studenten WGs anzuschreiben hat absolut keinen Sinn, ich habe so noch nie eine Antwort erhalten. Antwort erhalten habe ich erst als ich mir die WG Bewohner Suchenden auf Facebook ansah und eine Art „persönliche Bewerbung“ mit ausführlicher Selbstvorstellung und geschrieben habe.
  • Auf Facebook sind die Anzeigen immernoch online obwohl sie schon vergeben sind, wenn einem nicht so wichtig ist ob man mit dem oder dem in einer WG ist, ist das Portal easystanza.it deutlich sinnvoller.
  • Vermieter von Appartements wollen unbedingt einen Studentenvertrag über 12 Monate mit „fixen Bewohnern“ (Max. 1 Wechsel) und lassen (vermutlich Angst vor der mächtigsten Behörde Italiens, der „Guardia di Finanza“, dem Finanzamt) selten zusätzlichen Verträge oder Untermieterverträge zu es sei denn, man nimmt einen Vertrag über mindestens 3 Jahre was aber Auslandsstudenten üblicherweise nicht betrifft. Hier muss verhandelt werden!
  • Im Zentrum oder südlich davon bis 3 Kilometer kann man sich einquartieren, ansonsten wird der Aufenthalt sehr mühsam da die Öffis nur spärlich funktionieren und alle mit dem Rad unterwegs sind.

Nützliche Links

  • CERCO, OFFRO CASA O STANZE IN AFFITTO A PADOVA – Hier werden Wohnungen und WG Plätze angeboten. (Bei mir spielte sich 90% der Wohnungssuche in dieser Gruppe ab. Man durchsucht die verschiedenen Anzeigen und schreibt die Personen an. Um eine Antwort zu erhalten muss man bei Zimmern eine art persönliche Bewerbung schreiben.)
  • CERCO ALLOGGIO a PADOVA – Hier kann man eine Suchanzeige schalten. (Auch hier hab ich eine „Anzeige“ geschalten, da aber sehr sehr viele andere ebenfalls eine schalten ist die Chance sehr gering, jedenfalls habe ich nicht das Gefühl dass die Vermieter so aktiv sind und hier Leute anschreiben. Es herrscht allgemein die Meinung dass der Student die Wohnung finden muss und nicht die Wohnung den Student.)
  • Rooms in Padova for Erasmus students – Erasmus Studenten suchen untereinander eine Wohnung. (Sehr wenig Aktivität, hat mir nicht wirklich geholfen, hängt aber vermutlich vom Jahrgang ab wie aktiv sie genutzt wird.)